Puh, das wird heute ein langer Post – schnappt Euch lieber eine Tasse Kaffee und die Keksdose.
Denn auf dem erwähnt ruhigen Berg stellt man sich schon Fragen wie: was läuft derzeit gut, was weniger gut? Bin ich zufrieden wo ich stehe, gehe ich in die richtige Richtung und wo soll verdammt nochmal überhaupt dieses „richtig“ sein? Wohin will ich denn überhaupt und wie finde ich die richtige Weggabelung dorthin? Oder hab ich von vornherein schon die falsche Landkarte eingesteckt?
Zum Nachdenken über meinen eigenen kleinen Standpunkt in diesem Universum namens Leben haben mich – unabhängig voneinander – drei Freunde gebracht. Drei Freunde, die mutige Entscheidungen getroffen haben und Dinge angepackt haben wo andere noch überlegen und darüber das Ziel aus den Augen verlieren.
Die ersten beiden brachen aus ihrem Alltag nach langer Planung aus – und ihre Zelte in Deutschland ab um für die nächsten Jahre an zwei verschiedenen Orten hier in Europa zu leben (mit einer guten Besuchsdistanz) und lang gehegte Träume und Ziele zu verwirklichen. Es wäre ja auch schade, sich irgendwann zu fragen, was man wohl verpasst hat.
Ein Schritt aus der Comfort Zone, hinein ins noch Ungewisse und mit vielen spannenden Erfahrungen – sehr mutig wie ich finde. Viele neue Menschen und Erfahrungen werden den Weg kreuzen und ich bin sehr gespannt, was die beiden davon erzählen werden.
Freundin Nummer drei geht ebenfalls noch einmal ganz neue Wege und fängt – für das Verständnis einiger Leute recht spät – noch ein komplettes Studium an. Obwohl sie mitten im Job steht, gutes Geld verdient und sicherlich sehr gute Karrierechancen auf dem eingeschlagenen Weg hat. Warum? Weil es einerseits ein länger aufgeschobener Traum ist, andererseits der starke Wunsch besteht doch einen tieferen Sinn in der täglichen Arbeit zu sehen. Und weil die Vorstellung, das derzeitige Modell noch bis zur Rente zu leben keine Perspektive war, bricht auch diese Freundin aus der Situation aus.
Ebenfalls sehr mutig und sehr inspirierend wie ich finde. Warum sollten uns auch festgefahrene Strukturen, Alter und das, was gesellschaftlich als „normal“ vorgeschrieben wird, davon abhalten noch einmal eine andere Abzweigung auf dem Weg zu nehmen?
Ihr seht, ich kam nicht zuletzt wegen so viel Mut und inspirierenden Entscheidungen ins Nachdenken – und der Berg in Kroatien hat den Kopf quasi noch einmal geordnet. Denn vor lauter Alltag schiebt man so manchen Wunsch und Traum endlos vor sich her.
Was für mich selbst dabei herausgekommen ist?
Einerseits die Konkretisierung einiger Gedanken und Wünsche für die nächste Zeit und andererseits das Bewusstsein, die Zufriedenheit in der aktuellen Situation erkannt zu haben.
Ich mag mein Leben nämlich meistens sehr gern, so wie es ist. Nur an kleinen Schrauben wollte ich schon seit einiger Zeit drehen und habe nun den Mut gefasst, dies anzugehen. Nicht, dass ich in zwanzig Jahren voller Reue zurückblicke auf all die verpassten Gelegenheiten.
Was wichtig ist – die so oft beschriebene Work-Life-Balance – und wofür ich eigentlich meine Zeit nutzen möchte. Denn ich muss gestehen, dass nach Ausbildung, langem Studium und mittlerweile mehr als zwei Jahren im festen Job in einem netten Innenarchitekturbüro mit sehr lieben Kollegen ist ein wenig Routine eingekehrt. Keine Ruhe, aber Routine.
Ich bin, so jedenfalls die schon länger vorhandene Erkenntnis, irgendwie kein so richtig klassischer Büromensch. Ich mag deshalb die Flexibilität an meinem Job sehr gerne und genieße es, dass sich das Leben nicht nur im Bürostuhl sondern auch mal auf der Baustelle abspielt. Und die liegen erfahrungsgemäß nicht einmal alle in Hamburg. Andererseits bin ich absolut kein Frühaufsteher und schlafe sehr gern im eigenen Bett. Sprich, den Flieger morgens um 7h würde ich mir meist freiwillig nicht aussuchen. Ich mag die Mischung sehr gern und besonders die unterschiedlichen Projekte, Wiederholungen gibt es in meinem Job nur bedingt, denn jedes Projekt ist anders. :-)
Dennoch macht das gesamte gestalterische Feld, welches die Innenarchitektur mir bietet sehr viel Spaß und ich wüsste auch heute keine Alternative, die mich wirklich reizen würde. Außer vielleicht die Molekularbiologie. Warum? Fragt nicht, aber ich hatte sehr viel Spaß im Bio-Leistungskurs. Oder Archäologie – aber dafür reichten weder Abi-Schnitt noch Alt-Griechisch-Kenntnisse aus.
Aber zurück zu Zielen, Gedanken und Wünschen. Zum Einen möchte ich aus diesem Grund gern mehr Zeit für mich haben. An die Umsetzung dieses Wunsches habe ich mich bereits gewagt und werde deshalb zum Winter meine reguläre Arbeitszeit reduzieren, um zum Beispiel mehr Zeit für den Blog zu haben – und auch mal wieder ein richtiges Wochenende und mehr Flexibilität im Alltag. Doch auch dieser Blog wächst und ich wachse an ihm – und ich bin gespannt, wohin es uns führen wird.
Die „Zeit“ war ein großer Wunsch, denn klassisches Nichtstun kommt bei mir seit langem nicht mehr vor. Bräuchte ich aber dann und wann schon einmal. Und das süße Nichtstun bzw. Leben um des Lebens willen ist in anderen Kulturkreisen, gepaart mit viel mehr Zufriedenheit, viel verbreiteter. Ohne am Ende des Tages mit schlechtem Gewissen dazustehen, sondern vielmehr entspannt zu sein.
Ich kann mir außerdem nichts besseres vorstellen, als morgens die Gelegenheit zu nutzen, mit dem elbmonsieur Kaffee zu schlürfen und einen ganzen Tag am Stück kreativ zu sein. Und ich habe so viele Ideen, deren Umsetzung bisher schlicht und ergreifend an der Zeit gescheitert ist.
Und – huch – ich werde in einigen Tagen 30. Uah! Da stellt sich doch ganz nebenbei die Frage: wo zum Henker sind eigentlich die letzten zehn Jahre hin? Es war rückblickend eine grandiose, streckenweise echt anstrengende Zeit, die ich aber in keiner Hinsicht missen möchte. Ich habe großartige Menschen kennengelernt, mich weiterentwickelt und Dinge auf die Beine gestellt die mich im Nachhinein selbst erstaunen. Und mal ganz ehrlich, ich möchte nicht wieder 18 sein. ;-)
Ach ja, und ein weiteres Ziel auf dem Weg: ich möchte reisen, noch mehr von der Welt sehen. Ferne Ziele stehen auf der Wunschliste: Kanada (ganz weit oben!), Neuseeland, Vietnam, die Karibik. Während unserer 4-wöchigen USA-Reise konnten wir bereits einiges sehen und würden so einen langen Trip richtig gern wiederholen – ich bin gespannt wie wir dieses Ziel noch realisiert bekommen. Denn die letzte Fernreise liegt leider lange zurück.
Doch all die aufgezählten Dinge sind zum Glück Sachen, für die man selbst in der Lage ist, die Weichen zu stellen. Luxuriöse Zustände möchte man meinen. Etwas, das nun angegangen wird.
Und ich hoffe ich halte die Landkarte hierfür richtig herum und finde die richtigen Abzweigungen…ich bin jedenfalls hoch motiviert!
Wow, ihr habt bis hierhin mitgelesen? Dann wüsste ich auch gern von Euch: habt Ihr große Ziele und müsst vielleicht wie ich ein wenig Mut sammeln und Anlauf nehmen? Oder seid ihr auf Eurer Land immer schon auf dem richtigen Weg unterwegs gewesen, wisst genau wo dieser hinführt und habt nebenbei auch immer Zeit für Drinks mit Schirmchen? :-)
Und kommt ihr manchmal ebenso sehr ins Nachdenken wie ich gerade? Ich bin gespannt auf Eure Gedanken dazu.
Viele Grüße,
Jasmin
Ein kleiner Kaffeetipp zum Schluss: der leckere Urlaubskaffee bei Mahlefitz in München.
Der Berg und ich. ;-)
Aufgenommen bei Moscenicka Draga, Kroatien
NACHTRAG, Juni 2015 – wie es weiter geht lest ihr hier: Große Pläne 2015
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Bine sagt:
Sehr schöner Gedanken-Post. Ich mag solche Beiträge am allerliebsten. Weil sie einen Einblick in das Oberstübchen UND das Herz der Bloggerin geben und weil sie selbst zum Nachdenken anregen.
Eine Antwort auf Deine Frage habe ich nicht. Darüber muss ich erst nachdenken. Nur eins weiß ich spontan: wenn überhaupt, dann gäbe es nur einige wenige Schrauben, an denen ich drehen müßte.
LG Bine
Whitelivinigno7 sagt:
Hallo liebe Jasmin,
sehr schöne Fotos und viele Gedanken. In letzter Zeit kommen mir auch immer wieder diese Gedanken. Bald bist du 30, wo ist nur die Zeit geblieben? Was sind meine weiteren Ziele? bin ich wirklich glücklich mit dem was ich mache? möchte ich so weitermachen? manchmal ist die Antwort ein lautes NEIN. Aber leider lautet auch meist die Antwort auf die Frage: habe ich den Mut dies zu Ändern? nein…. Aber vielleicht ist dies ja mal ein Anstoß von ausserhalb….
Liebe Grüße
Linda
Maribel sagt:
Ich hab das auf Instagram ja fleißig verfolgt und war begeistert von den ganzen tollen Bildern. Mir haben mittlerweile ja schon viele Leute gesagt, wie toll diese Insel sein soll und so langsam bin ich davon überzeugt, dass ich auch bald mal hin muss!
Julika | 45 lebensfrohe Quadratmeter sagt:
In den letzten Jahren habe ich an gewaltig vielen Schrauben gedreht und bin mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Hier und da gibts noch Verbesserungspotenzial aber, ach, ohne neue Ziele und Ideen wäre es ja auch ziemlich langweilig. Mein Ziel für 2015: Ruhe einkehren lassen, Einfach so weiter machen. Kein neuer Job, keine neue Wohnung, keine neue Stadt. Genießen, was ich hab, genießen, dass es mir so gut geht. : )
Fee ist mein Name sagt:
Respekt. Auch wenn es sich für dich im Vergleich zu deinen Freunden nur als kleiner Schritt anfühlt, ich kann nachvollziehen, dass man so etwas unter Umständen lange mit sich herumschleppt. Meinen Weg muss ich erst noch endgültig finden. Leider liegen ein paar Steine links und rechts, aber ich hoffe, dass ich die bald überwinden kann :)! Und: Tolle Bilder!
shadownlight sagt:
wundervolle bilder und ein super schöner text.
ich habe auch noch so viel vor und als ich 30 geworden bin habe ich mich auch gefragt wo plötzlich die zeit hin ist.
ich wünsche dir ein erholsames wochenende!
Raspberrysue sagt:
Hallo liebe Jasmin, vielen Dank für diesen ehrlichen und sehr nachdenklichen Post. Ich habe mich in so vielem wiedergefunden. Auch ich stehe gerade an einem Punkt, an dem ich gern noch einmal den Schritt ins Ungewisse machen würde. Man muss entscheiden zwischen dem was man hat, was gar nicht so schlecht ist. Komfortabel, aber ein bisschen langweilig. Und keine Option für die nächsten 50 Jahre. Und dem Ungewissen, das Angst macht und gleichzeitig so verlockend scheint. Deine Gedanken waren mir ein weiterer kleiner Ansporn, nicht im Schneckenhaus zu bleiben, sondern auch mal etwas zu wagen. Ich hoffe, dass du deine Ziele bald verwirklichen kannst! Liebe Grüße, Carina
Berit sagt:
Hallo Jasmin. Schön, dass du dir diese Gedanken machst. Ich habe vor einem Jahr meine Arbeitszeit ebenfalls reduziert (drastisch), bin aber auch schon ein paar Jährchen älter als du. Die Lebenszeit nicht ausschließlich im Büro zu verbringen, ist eine sehr gute Entscheidung. Das süße Nichtstun kann ich mitunter sehr gut ;) Es gibt so viele schöne Dinge zu entdecken und eigene Projekte umzusetzen. Du hältst uns doch auf dem Laufenden, oder? ;)
Liebe Grüße
Berit
Anna Julie sagt:
Einen sehr schönen Beitrag hast du da geschrieben. Und ich kann es gut nachvollziehen, dass man manchmal mit Abstand auf sein Leben schauen will.
Ich habe vor ein paar Monaten auch eine feste Anstellung gekündigt um mir in Ruhe klar zu werden was ich eigentlich will. Es ist nicht immer leicht aber es lohnt sich. Mit dem neuen Job habe ich nun auch mehr Zeit mich meinen Leidenschaften zu widmen.
Ich drück dir die Daumen, dass es mit der Stunden Reduzierung bei dir klappt.
Liebe Grüße,
Anna Julie
Janina sagt:
Liebe Jasmin,
ein sehr schöner und ehrlicher Beitrag. Ich finde es toll, dass du dich traust, deine Arbeitszeit reduziert hast und nun Zeit hast deine Ideen und Träume umzusetzen, zu leben und Neues zu erleben und zu entdecken. Dabei wünsche ich dir ganz viel Spaß und Erfolg und freue mich natürlich, wenn du uns auf dem Laufenden hältst :-)
Mir geht es in letzter Zeit auch oft so – ein ständiges Gedankenkarussell um die Frage, wie mein Lebensweg ist und wie ich ihn gestalten muss, um wirklich glücklich zu sein. Das ist wohl ein Thema, das zur Zeit viele Menschen beschäftigt und rastlos macht.
Alles Liebe für dich & pinke Grüße
Janina