Cartagena besitzt eine wunderschöne Altstadt, ja, deshalb kommen die Touristen mittlerweile geradezu in Scharen. Bunte Fassaden säumen die Straßen, küstlerisch gefertigte Holztüren und üppige Blumen an den Holzbalkonen ergänzen das farbenfrohe Bild. Hier lässt es sich, insbesondere im Kern der Altstadt, wunderbar schlendern, die Auslagen der kleinen Geschäfte bewundern oder den zahlreichen Straßenhändlern bei der Arbeit zusehen. Vor der Altstadt liegt der Stadtteil Bocagrande. Hier reihen sich moderne Hochhäuser aneinander und der Kapitalismus steht dem Stadtteil ins Gesicht geschrieben.
Die drückende Wärme ist beim Entdecken der Stadt etwas hinderlich. Die eine oder andere Pause ist angebracht und hilft, den Vibe einzufangen. Frische Säfte, pralle Früchte und freundliche Menschen. Drei Nächte haben wir insgesamt in Cartagena verbracht. Nach einer abenteuerlichen Busfahrt mit gruseligen und nervenaufreibenden Überholmanövern unseres zuerst noch sehr vertrauenswürdig wirkenden Busfahrers waren wir glücklich, nach vier Stunden endlich aus dem Höllengefährt aussteigen zu dürfen. Kein Einzelfall, hier fährt fast jeder „offensiv“, Sicherheitsgurte existieren oder funktionieren schlichtweg nicht. Und trotzdem greift der teils massive Verkehr der Großstädte wie von Zauberhand gesteuert perfekt ineinander. Ein Leben auf Messers Schneide, der Tanz am Abgrund – nicht nur beim Autofahren. ;-)
Arm und reich liegen in Kolumbien weit voneinander entfernt, zwei Welten die verschiedener nicht sein könnten. Und doch sehen wir bisher fast nur glückliche, lachende Gesichter. Menschen, die mit sich und ihrer Existenz im Reinen zu sein scheinen. Kein Wunder, dass Kolumbien als eines der Länder mit den glücklichsten Menschen weltweit gilt. Nur wer weiß, wie Schatten aussieht, weiß auch das Licht zu schätzen vermutlich. Nach vielen Jahren der Konflikte und Bürgerkrieg merkt man zwischen den Zeilen, dass Fortschritt und Veränderung rasant voranschreiten. Werd ich jetzt philosophisch? Nein, natürlich nicht – aber gewisse Eindrücke drängen sich geradezu auf…
Doch zu unserem Aufenthalt: Ich scheiterte bereits in der Woche zuvor an den hygienischen Gegebenheiten des Landes, ohne die Quelle wirklich nennen zu können, so dass wir nicht zu vielen Aktivitäten aufgelegt waren. So kann ich euch allerdings heute ein paar Bilder unserer Streifzüge durch die Altstadt zeigen und einige Tipps für die Stadt selbst geben.
Unser Hotel und Hostel im Stadtteil Getsemani erwiesen sich als recht guter Griff. Tagsüber lebendig und mit vielen netten Bars, Cafés und Shops, nachts Ausgehviertel, wir fühlen uns wohl mit der Umgebung.
Grüne Momente inmitten der Stadt: auf dem Platz erleben wir unter anderem einen sehr enthusiastischen „Vorleser“. Gekoppelt an seine Sound-Anlage sind wir bis heute nicht sicher ob er Bibeltexte interpretiert oder Romanauszüge zur Unterhaltung der Umgebenden vorträgt. Ein Erlebnis.
Essen
Begeistert waren wir, als wir in der Pizzeria I Balconi (Calle del Guerrero No 29-146,Getsemaní) einkehrten. Auf Empfehlung des Lonely Planet: so soll der italienische Besitzer des Lokals dem kolumbianischen Käser die Kunst des italienischen Hartkäses nahegebracht haben und nur auf hochwertige Zutaten setzen. An unseren glücklichen Gesichtern muss die Zufriedenheit hinterher ablesbar gewesen sein. Hauchdünne, krosse Pizza mit würzigem Käse. Serviert im ersten Obergeschoss mit Blick auf die Gassen von Getsemani. Herrlich!
Unten im Erdgeschoss des Gebäudes befindet sich die Havanna Bar – die soll ebenfalls ein Must See sein, öffnet aber erst Abends seine Türen für Gäste.
links & unten: beijú
Ein zweiter Tipp, besonders für frisch gepresste Säfte und Smoothies sowie Frühstück und Snacks ist das beiyú (Adresse und Öffnungszeiten findet ihr unter dem Link). Nahe unseres Hostels gelegen haben wir hier die hervorragenden Säfte und das entspannte Slow Food-Ambiente genossen. Bezahlbar und sowohl Eiswürfel als auch Früchte werden hygienisch und einwandfrei zubereitet (puh, ich bin da mittlerweile Inspektorin pur).
Der dritte Tipp und gleichzeitig eines besondere Begegnung in Cartagena: das Restaurant Saint Roque (Kra.10c 29-214 Calle Spiritu Santo, Cartagena). Hier servieren Gerard und sein Team indonesisch-holländische Spezialitäten in angenehmer und familiärer Atmosphäre. Wir kehren hier am letzten Abend durch reinen Zufall ein. Nach einem Spaziergang durchs Viertel und kurzer Beobachtung des Treibens am Platz unweit des Hostels, kommen wir mit Gerard ins Gespräch. Abseits seines sehr interessanten Lebenslaufes hat er sein Herz an Kolumbien verloren. Angesichts der teils schockierenden Zustände der Armut seinen sicheren Job gekündigt um hier Cartagena eine Stiftung für eine Schule aufzubauen, die sozial benachteiligten, armen Kindern einen Zugang zu Bildung verschafft.
Außerhalb der so schönen und touristisch aufbereiteten Altstadt liegen die Armenviertel in die sich kein Tourist verirren sollte oder würde. Hier fehlt es an allem und Gerard berichtet uns unter anderem von Zuständen, die Eltern dazu zwingen ihre Kinder zu verlassen. Diese irren dann durch die Straßen, werden kriminell oder verhungern schlichtweg. Die Leichen dieser Kinder werden dann morgens von der Müllabfuhr in Plastiksäcken verpackt, abtransportiert. Unvorstellbar für uns, oder? Wir waren gelinde gesagt schockiert und gleichzeitig beeindruckt von der Arbeit, die die Stiftung La Vecina für diese Viertel macht. Wer mehr Informationen haben möchte, darf sich gern unter dem Link informieren.
Und sonst? Sightseeing? Wir haben uns die Festung San Felipe angesehen, die vor den Toren der Altstadt thront. Ein großer Steinhaufen, der in seiner aktiven Zeit nie eingenommen werden konnte. Wir fanden die Altstadt und das Schlendern an sich allerdings interessanter als die Festung selbst.
Ausblick auf Bocagrande von der Festung aus.
Ich hoffe ich konnte euch einen kleinen Überblick unserer Tage in Cartagena geben? Oder habt ihr noch Fragen?
Nächste Station hier auf dem Blog: Karibikküste…
Habt es schön,
eure elbmadame
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Sonja sagt:
Liebe Jasmin,
ich verfolge Deinen Blog nun schon über ein Jahr und lese nun auch immer begeistert Deine Reiseberichte, weil ich selbst auch gerne neue Länder erkunde. Ich finde es mutig, für eine so lange Zeit sein gemütliches Zuhause zu verlassen. Insbesondere bei Ländern, in denen alles sehr fremd für uns ist, bin ich nach zwei, drei Wochen immer glücklich, wieder heim zu kommen :-)
Ich wünsche Euch weiter eine tolle Zeit, lasst es Euch gut gehen und ich freu mich auf weitere Berichte.
Für die Strapazen der Fremde wird man ja mit tollen Eindrücken und später noch schöneren Erinnerungen belohnt…
Herzliche Grüße sendet
Sonja
shadownlight sagt:
das erinnert mich alles ein wenig an kuba :)
wunderschöne bilder!
liebe grüße zum mittwoch.
Leah sagt:
Kolumbien war bis jetzt ein Land, dass ich so gar nicht auf meinem Radar hatte. Vielleicht muss ich das, nach dem Lesen deines Posts ändern. Deine Worte und Bilder machen Lust darauf, Cartagena zu besuchen.
Jutta von Kreativfieber sagt:
Genau das richtige am Sonntag! Ich träume mich bei deinen Bildern auf Instagram schon immer ein bisschen weg! Ich wünsch euch noch eine schöne weitere Reise!
Sonja sagt:
Wunderschöne Einblicke! Bei deinen Beschreibungen musste ich schmunzeln. Es scheint so vieles noch beim Alten geblieben zu sein inklusive nervenaufreibenden Fahrten :)
Weiterhin viel Spaß in Lateinamerika wünscht
Sonja aus HH
Gerard sagt:
Hello Jasmin ! Thanks for your kind words ! Take good care of yourself. Un abrazo fuerte ! Gerard