Von Providencia, bzw. San Andres bringt uns der Flieger direkt nach Medellin zu unserem nächsten Reiseziel. Wir trauern noch immer den magischen Stunden auf der Insel nach, aber ohne Internet ist auf Dauer ja auch keine Lösung. ;-)
Doch es wartet ein weiteres Highlight auf uns, denn rückblickend ist Medellin die Stadt des Landes, die uns am besten gefällt. Schöne Cafés, die zum Verweilen einladen, viel Grün und es gibt so viel zu entdecken. Und sicher. Moment, „sicher“ sage ich? War da nicht was, will ich euch verschaukeln?
Nein, Medellin, einst gefährlichste Stadt der Welt, hat innerhalb von 20 Jahren einen erstaunlichen Wandel erlebt. Nach dem Tod des gefürchteten Drogenbarons Pablo Escobar (wir empfehlen an dieser Stelle einen Blick auf die TV-Serie „Narcos“ für die groben Zusammenhänge) 1993 und der Zerschlagung des Medellin-Kartells erhielt die zweitgrößte Stadt Kolumbiens eine neue Chance.
Catedral Metropolitana de Medellín
Plaza de las Luces
Palace of Culture
Heute gilt Medellin als die modernste Metropole Kolumbiens und ist die einzige Stadt des Landes, die ein Metro-System etabliert hat. Und ich kann euch sagen, dass diese – wie ein Schatz gehütete – Metro sauberer ist als alles Vergleichbare, was ich in Europa bisher gesehen habe.
Weiterhin Interessant: 2011 wurde im Armenviertel „Comuna 13“ die längste Rolltreppe (Freiluft) der Welt eingeweiht. Sie überwindet mit 384m in 6 Abschnitten rund 28 Stockwerke und ist heute Touristenmagnet. Die Rolltreppe verbindet das Armenviertel mit der Stadt und lässt die Menschen am Leben in der Stadt teilhaben, so die Idee zur Beruhigung des sozialen Brennpunktes. Es hat funktioniert! Medellin wurde außerdem 2013 zur innovativsten Stadt der Welt gekürt.
Aber genug der harten Fakten. Eine gute Stunde Fahrt, unter anderem mit der besagten Metro, bringt uns ans Ziel im Stadtteil Poblado. Nach dem Einchecken im „Purple Monkey Hostel“ erkunden wir die Nachbarschaft und fühlen uns spontan sehr wohl. Moderne, schöne Cafés, kleine gemütliche Restaurants. Medellin zeigt sich europäisch und punktet auch mit seinen milden Temperaturen. Der Name „Stadt des ewigen Frühlings“ hängt ihr nicht ohne Grund an.
Um euch nicht mit zu vielen Sightseeing-Geschichten zu langweilen folgen nur ein paar Highlights, die bei einem Medellin-Besuch auf dem Programm stehen sollten.
- Fußball in Kolumbien – wir schließen uns mit einigen anderen Gästen des Hostels zusammen und wollen der kolumbianischen Fußballkultur beiwohnen. Ohne Bundesliga ist ja eh schon schwer, also wird Ersatz gesucht und gefunden. Am Stadion selbst stellt sich unser Plan, die Karten vor Ort zu kaufen als ungünstig heraus. Restlos ausverkauft. Wir bemühen uns in der wogenden grünen Masse der Fans und lautstark anpreisenden Schwarzmarktverkäufer um Tickets in der „richtigen“ Kurve im Stadion. Enden allerdings am Ende im Ultras-Block inmitten fußballverrückter Kolumbianer. Die Show der Fans über mehr als 90 Minuten nötigt uns höchsten Respekt ab und wir schwenken munter unsere Fähnchen mit. Das Spiel bietet zwar auf dem Platz nicht die gewohnte Bundesliga-Qualität, dennoch haben wir großen Spaß. Nur unterbrochen durch einige Prügeleien in unserem Block. Diese werden jedoch durch eine erhöhte Polizeipräsenz sogleich im Keim erstickt. Verwunderlich und beängstigend im Vergleich zu europäischen Stadien ist jedoch, dass es hier nicht die übliche Blockstruktur gibt, sondern lediglich zwei Einteilungen das Rund trennen. An Massenpaniken darf man hier nicht denken.
- Pergamino Café – zugegebenermaßen unser Lieblingsplatz in der Stadt. Exzellenter Kaffee, knuspriges Granola und gestalteter Innenraum. Hach, genau der richtige Ort um endlich mal ein paar Stunden zu arbeiten. Ganz ohne gehts leider nicht, aber hier sind wir bestens aufgehoben inmitten Gleichgesinnter. :-)
- Wir wollen noch ein bisschen mehr von der Stadt sehen und buchen deshalb eine Free Walking Tour durch Medellin. Für alle, die das Konzept noch nicht kennen: ein professioneller Guide führt nach vorheriger Anmeldung durch die Stadt – nicht nur an Touristenspots. Die 3-4 stündige Tour ist umsonst, das Ganze funktioniert auf Trinkgeld-Basis. Wir haben einen richtig guten Guide erwischt. Hérnan, ehemaliger Hochschulprofessor mit interessantem Lebenslauf, macht seinen Job richtig gut und fesselt uns. Wir sind froh, viele schöne und spannende Ecken der Stadt gezeigt zu bekommen und auch geschichtlich noch einmal die Sichtweise eines Locals aufgezeigt zu bekommen.
- Ein Tagesausflug nach Guatapé – der monolithische Steinklops El Peñol steht solitär in wunderschöner Umgebung. Zwei Stunden Busfahrt von Medellin entfernt steigen wir die 750 Stufen (!) des El Peñol um 200m hinauf und werden mit einem bemerkenswert schönen Ausblick belohnt. Die Umgebung wird von Flussläufen in kleine Inseln und Landzungen aufgeteilt und leuchtet in buntesten Grün- und Bautönen.
Anschließend kühlen wir die müden Beine bei einer Bootsfahrt durch die schönen Flussläufe der und kommen so auch in den „Genuss“ des Anblicks der zerstörten Drogenfabrik von Pablo Escobar. Ausgehöhlt und schwarz verkohlt steht sie an der Uferkante als Mahnmal der Vergangenheit. Die Pläne, daraus eine Touristenattraktion zu machen sehen wir mit gemischten Gefühlen.
Wer jedenfalls in dieser Gegend ein Häuschen besitzt, war zwar bis 1993 nicht unbedingt in bester Nachbarschaft, besitzt aber spätestens seitdem eine absolute Perle in seinem Immobilien-Portfolio. - Seilbahn fahren – Medellin verfügt über eine Seilbahn, die vom Valley hinauf auf einen der zahlreichen Hügel führt. Wir buchen ein Ticket und erkunden nicht nur das angeschlossene Viertel, sondern nach einer weiteren Fahrt mit einer 2. Seilbahn auch einen Park, der als Naherholungsgebiet dient. Hier lässt es sich auch hervorragend abseits der Stadt Energie im Wald tanken.
- Ein Besuch im botanischen Garten und im Parque Explora. – Spazieren zwischen Kakteen und mit Ausblick auf Schildkröten. Der Parque Explora ist nicht nur etwas für die Kleinsten. Spannende interaktive Ausstellungen vermitteln spielerisch Wissen und das angeschlossene Aquarium zeigt mehr als die lokale Fauna. Spannend!
Medellin ist eine wunderbare Stadt, das ganze Jahr nicht zu heiß, nicht zu kalt – meist perfekt zu erkunden in T-Shirt und kurzer Hose. Es uns lockt jedoch auch die Pazifikküste und so müssen wir die Stadt leider nach einer knappen Woche voller Produktivität und Genuss wieder verlassen.
Wir lassen uns auf den komplizierten Buchungsvorgang in die entlegene Pazifikregion rund um Choco (der Name weckt positive Assoziationen, oder? ;-)) ein und hoffen, noch Wale sehen zu können.
Next: Wir machen uns auf den Weg nach Bahia Salano.
Unsere weiteren Reiseerlebnisse in Kolumbien findet ihr hier zum Nachlesen:
- Bogota, Kolumbien
- Tayrona Nationalpark, Kolumbien
- Cartagena, Kolumbien
- Providencia Island, Kolumbien
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Emsstern sagt:
Liebe Jasmin,
Deine Reiseberichte und Fotos sind so toll und es macht so viel Spaß sie zu lesen. Da wird man fast ein bißchen neidisch.
LG Stephi
Annie sagt:
WAs für schöne Eindrücke!! Da hast du wirklich tolle Orte entdeckt.
Grüße
Annie
todayis.de