Patagonien, unser großes Reise-Highlight landschaftlicher Art in Südamerika, erreichten wir per Flugzeug aus Mendoza heraus. Dort verbrachten wir einige sehr schöne Tage mit milden Temperaturen, genossen regionalen Malbec-Wein und versuchten die wichtigsten Projekte noch abzuschließen, so lange das Internet gut war. Doch unser Flug von Mendoza nach El Calafate (und übrigens einzige fest gebuchte Fixpunkt der Reise) spart uns weitere Tage in den komfortablen Bussen des Landes und bringt uns innerhalb weniger Stunden ein großes Stück weiter nach Süden. Was angesichts der vielen Möglichkeiten, die Argentinien bietet ganz gut ist. Wer weiß wann wir andernfalls Patagonien erreicht hätten, wenn man schon 24 Stunden im Bus von den Iguazú-Wasserfällen nach Buenos Aires verbracht hat?!
Wir starteten unsere vierwöchige Patagonien-Tour in El Calafate im argentinischen Teil. Die Stadt ist bekannt dafür, Ausgangsort für Touren zum bekannten Gletscher Perito Moreno – nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigem Ort oder Nationalpark – zu sein. Der Anthropologe und Geograph Francisco Pascasio Moreno ist Namensgeber, das „Perito“ steht im Namen für seine Berufsbezeichnung. Die riesengroße Eismasse ist durch ihre leichte Erreichbarkeit touristisch hervorragend erschlossen, was die klassischen Nachteile wie Überfüllung und hohe Preise mit sich bringt, aber auch Vorteile (leichte Erreichbarkeit, gute Versorgung).
Ein Tagesausflug zum Perito Moreno Gletscher
Heute möchte ich euch zu besagtem Gletscher mitnehmen. Er ist bei weitem nicht der größte und beeindruckendste Gletscher des südamerikanischen Eisfelds, des Campo de Hielo Sur. Aber es ist der am leichtesten Zugängliche und er bietet eine Menge Entertainment, dies erhöht seinen Bekanntheitsgrad maßgeblich. Steht man nach der Busfahrt aus El Calafate in den zugehörigen Nationalpark dann vor dem Gletscher, knackt es im Minutentakt und wer Glück hat kann beobachten, wie bis zu hausgroße Eisbrocken an der Vorderseite abbrechen und ins ins Wasser krachen. Bricht ein Eisbrocken ab, reagiert der gute Tourist wie ein kleines Kind und versucht die Umstehenden mit „Hast du DAS gesehen?“-Rufen auf das Geschehene aufmerksam zu machen. Ja, es ist wirklich ein beeindruckendes Naturschauspiel!
Seine gute Erreichbarkeit führt dazu, dass es ein gutes Tourenangebot gibt. Von reiner Besichtigung über Mini-Trekking oder halbtägige Wanderungen auf dem Gletscher ist alles möglich. Wir entschieden uns dazu, das Mini-Trekking auf dem Gletscher zu machen. Wir genießen einige Zeit bei unserem Lunch das atemberaubende Panorama. Vor uns der kalbende Gletscher, um uns herum sanfte, grün bedeckte Berge bis zum Horizont. Das Wasser ist türkisblau und malerisch kurven einige Ausflugsboote für einen näheren Blick auf den Gletscher darauf herum.
Nach einer anschließenden kurzen Bootsfahrt zum Ausgangspunkt der Gletscherwanderung werden uns dort so genannte „Clamps“ für unsere Gletscherwanderung an die Füße geschnallt. Kurze Einführung in die „Stapf-Technik“ und einige Verhaltensregeln, dann geht es auch schon im Gänsemarsch hinauf auf den Gletscher. Eine Gewöhnungssache, mit den spitzen Metallgestellen zu laufen und Halt auf dem Eis zu finden. Die Oberfläche des Gletschers wirkt an einigen Stellen wässrig und schmelzend, doch jede Befürchtung ließ sich schnell zerstreuen, die Guides erklärten uns, dass die granulatartige Struktur typisch sei. Das Feeling auf dieser teils leuchtend blauen Eisfläche zu laufen war spektakulär. Hier und da taten sich Spalten auf oder kleine Wasserläufe suchten sich ihren Weg, so viel Eis um uns herum und doch so viel zu sehen.
Den Abschluss der Wanderung markierte ein Glas Whisky auf frisch geschlagenem Gletscher-Eis – der schmeckte natürlich gleich doppelt gut.
Perito Moreno Gletscher
Doch warum bricht hier überhaupt ständig Eis ab, also kalbt der Gletscher, wie es im Fachjargon so schön heißt? Ganz einfach, der Perito Moreno, sichtbar sind rund 55-70 Meter darüber, die restlichen rund 100 Meter befinden sich unter Wasser, schiebt sich rund 2 Meter am Tag nach vorn. Das Eis im vorderen Teil wird bei diesem Prozess immer zerfurchter in seiner Struktur und bricht schließlich ab, wenn es sich über die „Kante“ zum Wasser schiebt. Das Tausende Jahre alte Eis in den Tiefen des Gletschers ist hingegen noch kompakter und tiefblau. Übrigens: der Perito Moreno ist einer der wenigen Gletscher, die in ihrer Größe nicht zurückgehen sondern konstant sind.
Wer mehr darüber wissen möchte, der sollte sich auch einmal diesen Videobeitrag anschauen, denn vor einigen Tagen ist ein seltenes Naturschauspiel am Gletscher zu beobachten gewesen: die „Brücke“ ist eingestürzt (keine Sorge, keine Fußgängerbrücke!). Alternativ steht bei Wikipedia noch einiges mehr zum Gletscher.
Kostenpunkt:
Tagesausflug inkl. Transport und Mini-Trekking: umgerechnet 150 EUR p. P. (Stand Dezember 2015)
Wer es günstiger möchte, kann den Gletscherbesuch auch ohne Trekking buchen. Wer sogar einen Mietwagen zur Verfügung hat, der spart auch die Busanreise und bezahlt lediglich den Parkeintritt.
Eure elbmadame
Mehr Reiseabenteuer? Hier geht es zu allen Reiseberichten unserer 5-monatigen Südamerika-Reise.
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shadownlight sagt:
wow ich bin total hin und weg von den tollen bildern!
ich wünsche dir einen schönen sonntag!