Auslandssemester. In Schweden. Leider nicht in Stockholm, aber dafür in Nybro. Kennt Ihr nicht? Kein Wunder, denn sooo groß ist das Örtchen auch nicht.
Es gibt leider keine einzige Bar, außer man rechnet die Hotel-Bar mit, in der sich laut übereinstimmenden Aussagen allerdings nur die Renter der Ortschaft herumtreiben. Aber immerhin 33 Pizzerien. Deshalb heißt es: socialising at home. Kein Ort um sich nennenswert aufzubrezeln, aber, derlei Gelegenheiten bieten sich sowieso nicht allzu häufig hier.
Und für die Praktiker: jeder hohe Absatz schmerzt letztendlich nach einem 40 Minuten Gewaltmarsch zur Uni (ja, das Rad ist leider nicht nur kaputt, sondern mittlerweile geklaut). Aber die Natur am Wegesrand lässt sich schließlich auch auf Sneakern genießen, nicht wahr?
Lernen tue ich neben der exzellenten und liebevollen Betreuung an der Hochschule besonders im zwischenmenschlichen Bereich. Ich versuche dies als charakterliche Fortbildung zu sehen. Muss ich auch, denn sonst würde ich nicht lächelnd überall Desinfektionsspray verteilen sondern schreiend hinauslaufen.
Der Hort der Friedlichkeit und des Chaos‘: mein Zimmer
Ich bezeichne meine Wohnungssituation hier in Schweden also liebevoll als „kulturelle Begegnungsstätte“:
- Genieße die Gerüche der individuellen Kochgewohnheiten asiatischer Küche. (Und ich schätze die heimische hinterher umso mehr.)
- Ich rege mich nicht weiter über Bremsspuren im Bad auf, wahrscheinlich sind sie nur ein liebevolles Begrüßungsritual der Mitbewohnerin. Oder halt….ein permanentes Ritual. (Nicht jeder versteht sich auf die Benutzung einer Klobürste). Und morgens ohne Brille sehe ich zum Glück nicht alles – endlich ein Vorteil des reduzierten Sehvermögens.
- Nicht Alkohol ist die Lösung vieler Probleme – es sind Vanillekerzen. Wäre ja auch zu teuer hier, wo die günstigste Flasche Wein bei 7 Euro anfängt.
- Salatzutaten nehmen durchaus den Geschmack der sie umgebenden Lebensmittel im Kühlschrank an.
Ich liebe Tupperware. - Ich bin viel ruhiger als ich dachte, wenn ich einfach mal durchatme und im Stillen bis zehn zähle. ;-)
- Und: Ich komme auch ohne richtigen Kleiderschrank aus.
So, das musste dann vielleicht doch mal raus, versuchen wir einfach, es mit Humor zu nehmen… :-)
Neben der fachlichen Seite gibt es ganz wunderbare Menschen die ich kennenlernen durfte, ganz genauso keks-verrückt wie ich und auch im Unialltag stellen sich exakt die gleichen Fragen, Arbeitsweisen und Selbstzweifel wie bei mir ein…
Und, tadaaaa, ich genieße endlich einmal einen Herbst und Winter, der (neben dem gleichen Nebel wie in Deutschland) auch herrlich viele Sonnenstunden zu bieten hat! Die bewusste Wahrnehmung des Ablaubens der Bäume hab ich die letzten Jahre einfach verstresst. Herrlich.
So denn, noch 35 Tage und ich freue mich wahnsinnig auf Familie, Freunde, Weihnachten und das heimische Chaos – denn das liebe ich sehr. :-)
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Mario sagt:
schöne Bilder
schade das das mit deiner Mitbewohnerin so frustrierend ist
DAS FAHRRAD IST WEG?! – Wo denn? wann? ich kann mich mal umhören wer das jetzt hat ;)
Jasmin sagt:
danke, aber passt schon, es war leider mittlerweile kaputt. :-( der dieb wird keine freude dran haben!
ich dachte auch, es wird vielleicht noch, aber konsequente ignoranz…gestern war sie einfach weg und hat den herd volle pulle angelassen. langsam wird die verplantheit gefährlich… ;-)
ich nehms mit humor, sie ist sonst ja meist ganz nett….
Betti Bee sagt:
Ich bin ja in Stockholm gelandet, aber irgendwie kommt mir das alles ein wenig bekannt vor. Mit heute habe ich noch 34 Tage und ich freue mich auch bereits, wieder nach Hause zu kommen. Natürlich mit ein bisschen Wehmut, denn auch wenn ich mich hier nicht gerade als feierwütig bezeichnen würde, hat die Stadt doch auch andere schöne Eigenschaften, die meiner Heimatstadt fehlen.
Liebe Grüße
Betti
Angela sagt:
oh man jasmin, ich musste mich gerade stark beherrschen nicht laut lachend von meinem stuhl zu purzeln, denn mir gegenüber sitzt meine chefin :-) Danke für dieses ehrliche, herzliche und lustige resumee! Freue mich drauf wenn du wieder da bist!
Jasmin sagt:
@Betti ja, die Freude ist groß – und hier gibt’s ja auch keinen Glühwein, sondern Glögg. Und Rosinen sind nicht grad mein Lieblingssnack. Es wird also Zeit. ;)
Genieß Du auch noch Deine letzten Tage in Stockholm, ich war im Oktober dort und sie hat wirklich einiges mehr zu bieten als die „Countryside“ in Sachen Entertainment.
@Angela – danke für die Blumen, Ironie lässt es mich weiter aushalten. :-P Ich erwarte ja immer noch, dass mein Computer weg ist sobald ich nach Hause komme, denn hier haben die Türen auch außen Griffe. Verriegeln wäre also für alle hier im Haushalt Pflicht. Hach ja, ich lechze nach unserem Glühwein!