Ich gebe zu, die Wochen fliegen nur so dahin und zwischen Wiedereinzug, Start im neuen Arbeitsalltag und all dem anderen Drumherum kommt der Blog gerade etwas zu kurz. Aber ich gelobe Besserung, denn ich habe noch einige schöne Reisethemen und möchte euch natürlich auch bald wieder feine Interior- und Wohnthemen zeigen. Dafür benötige ich nebenbei bemerkt erst einmal eine ganze Menge Licht, dieses graue Wetter schafft nämlich keine Kamera – gruselig hier in Hamburg derzeit, ich sags euch.
Aber: die Schlafzimmerwand ist bereits gestrichen und die neue Garderobe für den Flur (hat ja auch nur drei Jahre gedauert…) steht bereit zur Montage. Ich werde mir beizeiten also den elbmonsieur zur Montage schnappen und los gehts.
Vergnügen wir uns doch während der Wartezeit mit ein paar Impressionen vom Titicacasee, unserer Transferfahrt von Peru nach Bolivien. Da war auch schlechtes Wetter, der Kreis schließt sich an dieser Stelle also ganz passend.
Doch von Anfang an: wir buchten uns für den Grenzübertritt zwei Plätze im Bus von Bolivia-Hop. Einerseits hatten wir so die Frage des sicheren Grenzübergangs gelöst und konnten außerdem den Titicacasee sehen, ein wichtiges Ziel auf unserer Reiseliste. Der Bus hält dort auf dem Weg praktischerweise, so dass wir in Ruhe die Isla del Sol, die Floating Islands und auch den Ort Copacabana anschauen konnten bevor wir am Zielort La Paz ankamen.
Abends um 22h ging die muntere Fahrt in Cusco los und die Stimmung im Bus glich einer Studi-Fahrt. Wir sanken dankbar in unsere Sitze vorn auf dem Oberdeck und schliefen verhältnismäßig komfortabel. Auch dank unserer Reiseleitung, die uns mit weiteren Entertainment-Einheiten à la Steven Seagal verschonte (wir erinnern uns an Kolumbien). Eine ruhige Nacht.
Am Morgen machten wir uns in Puno auf rund 3.800m leicht kurzatmig zu unserem ersten Zwischenstopp, den Floating Islands, auf. Die Inseln sind berühmt für ihre Bauart: die Ureinwohner zogen sich vor den spanischen Geldeintreibern auf den See zurück und bauen seitdem ihre Inseln aus Schilf. Meterdicke Lagen Halme werden alle paar Wochen aufgefüllt und das faserige Gestrüpp dient den Bewohnern sogar als Nahrungsmittel. Und beugt scheinbar selbst Rheuma vor.
Gefühlt war es auf den überschaubaren Inseln permanent feucht, die Füße sinken in den feuchten Schilfboden wie auf nassem Stroh ein und die Bewohner der Inseln leben unter einfachsten Verhältnissen in Schilfhütten. Einzig die fröhlich-bunte Kleidung ist ein bunter Klecks für die ansonsten von Wasser und Schilf nur monochrom verwöhnten Augen.
Ein Blick in die Hütten zeigte, warum die Bevölkerung langsam in die Städte abwandert, denn es sind äußerst karge Lebensbedingungen. Wir waren zwar beeindruckt von den Inseln selbst, empfanden das Ganze dennoch als extrem touristisch aufbereitet. Und ziemlich unangenehm, entstand doch auf unserer Seite das Gefühl, im Zoo zu sein. Touristen werden in Massen herangekarrt, Einheimische wie „Zootiere“ bestaunt – bloß ohne Gitter. Nur ein Beispiel: neben der üblichen Handwerkskunst die verkauft wird, saß zu Vorführungszwecken auch eine verwitterte Dame vor einem Teller Korn und mahlte dieses – allerdings nur gegen bare Münze – zu Mehl. Wir waren entsprechend froh, als es wieder zurück aufs Boot und Richtung Küste ging.
Der zweite Stopp befand sich bereits auf der bolivianischen Seite. Der Grenzübergang gestaltete sich überraschend problemlos, lediglich langwierig. Der motivierte und auf sich allein gestellte Grenzbeamte arbeitete zielstrebig auf seinen Fleißbienenstempel des Tages hin. Nicht. Wir freuten uns dennoch, keine US-Amerikaner zu sein – diese müssen die Schnelligkeit noch mit 160$ Einreisegebühr belohnen.
Der zweite Stopp in Copacabana (die bolivianische Antwort auf Brasilien quasi ;-)) führte uns nicht nur durch einen recht hübschen kleinen Ort vor der malerischen Kulisse des Sees, sondern auch wieder aufs Boot: next stop Isla del Sol! Die Bootsfahrt im strahlenden Sonnenschein mit netter Reisegruppe auf dem offenen Deck des Bootes genossen wir sehr. Der Titicacasee leuchtete so weit das Auge reichte in sattem Blau und das kräftige Grün an den Felsen vor der Küste wirkte irgendwie grüner als anderswo. Die Insel selbst hätte eine Übernachtung oder ein paar Stunden mehr verdient gehabt, aber wir hatten nur Zeit für eine kurze Wanderung mit Pipi-Pause bevor es zurück aufs Boot und Richtung Bus ging.
Auf bolivianischer Seite wechselte neben dem Bus übrigens auch die Reisebegleitung. Unser exzentrischer Entertainer, anders ist es kaum zu bezeichnen, polarisierte. Er ist witzig, dramatisch und pflegt seinen Oxford-Akzent. Untypisch für Bolivien in seiner gesamten Erscheinung. Geduldig erklärte er auch zwei mitreisenden chinesischen Damen, dass er sie nicht „einfach am Platz XYZ absetzen kann“, es ist einfach zu gefährlich. Die Damen, des Englischen nicht ganz mächtig und und übermäßig misstrauisch, schienen die potenzielle Gefahr eher in unserer Reiseleitung zu sehen als auf den Straßen der bolivianischen Hauptstadt. Was wohl aus Ihnen geworden ist?
Wir sind jedenfalls froh, als wir an unserem Hostel herausgelassen werden und freuen uns auf einige Tage in der Hauptstadt Boliviens.
Habt es schön,
Eure elbmadame
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shadownlight sagt:
hallo, das sind sehr sehr beeindruckende bilder. ich liebe die farbvielfalt der bekleidung und decken und natürlich die wundervolle landschaft!
liebe samstagsgrüße!